„Hinter allen Problemen steht die Armut“

Ehepaar Cordts aus Guatemala kommt auf eine Tasse Kaffee vorbei

Leiwes
Cordts auf Reisen: von Guatemala nach Wiedenbrück

Ehepaar Cordts lebt in zwei Welten: in Guatemala und in Deutschland. In der südamerikanischen Heimat von Milvia sorgen sie dafür, dass der schöne Kaffee unter fairen Bedingungen angebaut wird; in Dethlevs Heimatland besuchen sie die Röstereien, die ihre Bohnen so schätzen.

Dethlev Cordts und seine Frau Milvia führen also ein abwechslungsreiches Leben. Derzeit sind sie auf Deutschlandreise und besuchen einige der mittlerweile 90 Röstereien, die ihren Kaffee verarbeiten. Schon an der Zahl lässt sich ablesen, dass das Kaffeeprojekt im achten Jahr seines Bestehens sehr erfolgreich ist am Markt. Und das nicht nur in Deutschland, sondern mittlerweile in fünf Ländern, so dass Milvia auch schon den Schnee in der Schweiz kennen gelernt hat.

Jetzt haben die beiden auch einen kurzen Eindruck vom westfälischen Rheda-Wiedenbrück genossen, als sie einen Stopp in unserer Rösterei einlegten. Mit den weitgereisten Gästen bei einer Tasse Guatemala-Kaffee – „der schmeckt ja überall anders“ - über Kaffeethemen zu plaudern, fanden Heike und Hubert Leiwes sehr aufschlussreich.
 
Leiwes
Frauen aus Lampocoy nähen diese Püppchen und Säckchen für die Kunden aus Deutschland
Warum ist dieses besondere Kaffeeprojekt so erfolgreich? Am Preis liegt es nicht, denn der ist stattlich. Anstelle der üblichen 2,80 € für eine schöne Qualität sind hier 6,35 € pro Kilo Rohkaffee zu zahlen. Aber dieses Geld, das wissen die Kaffeeröster und auch ihre Kunden, ist richtig gut angelegt. Denn die Bauern, die auf ihren Plantagen hart arbeiten, verdienen hier 45 % mehr als auf dem Weltmarkt üblich. Der „Macher“ des Guatemala grand cru kalkuliert den Preis auf Basis von Selbstkosten: Dann bleiben 2,55 € für die Kleinbauern.(Preise aus dem Jahr 2018)

Wie zufrieden ist man mit der aktuellen Ernte? Vier Container Guatemala grand cru sind inzwischen sicher im Hamburger Hafen eingetroffen. Das ist zwar wenig im Vergleich zu den 400, die in der Region geerntet wurden, aber ein schöner Erfolg für das Projekt. 

Und wie ändert sich das Leben der Menschen dadurch? 94 Bauern gehören zu dem Projekt, das zusammen mit den Familienangehörigen 1 000 Menschen ernährt. Die Arbeiter erhalten verlässlich und planbar einen Mindestlohn. Außerdem investiert Dethlev Cordts in die Gesundheitsfürsorge und die Schulbildung. Gerade ist ein Ausbildungszentrum im Bau, das jungen Menschen die Grundlagen der Computerarbeit vermittelt und ihnen eine Perspektive auf dem Arbeitsmarkt eröffnet.

Wie entwickelt sich das Projekt weiter? Zum Team gehören jetzt zwei festangestellte Agronomen, die die gleichbleibende Qualität der Sorte sicherstellen. Außerdem wurde ein Beneficio angemietet, das zu einer Aufbereitungsanlage umgebaut wird. Und das Angebot aus Lampocy wird ausgeweitet: Microlots, ein Frauenprojekt und Geisha-Kaffee werden in Angriff genommen.
 
Leiwes
Da steckt er drin, der schöne Kaffee aus Guatemala
Wie leben die Nachbarn außerhalb des Projekts? Schlecht, denn der Kaffeepreis am Weltmarkt ist schon länger sehr niedrig bei 99 Cent. Deshalb können viele kleine Bauern vom Kaffeeanbau nicht mehr leben, ihre Kredite an die Bank nicht begleichen und stellen deshalb um: Statt Kaffeepflanzen bauen sie Mais, Gemüse und Bananen zur Selbstversorgung an, schlimmstenfalls Kokain. Und sehen die Menschen in ihrer Heimat keine Perspektive mehr, wandern sie in die USA aus und versuchen dort illegal Geld zu verdienen.
 
Wo liegen die Ursachen für die Probleme in Guatemala? Die 500jährige Kolonialzeit wirkt, so Dethlev Cordts, immer noch nach. Und die fruit companies unserer Tage beuten das Land weiter aus. „Hinter allem steht die Armut, in deren Folge sich Gier, Neid und Korruption in Südamerika ausgebreitet haben. Das hat inzwischen schon Tradition in Südmaerika.“
 
Dethlev Cordts und seine Frau möchten den Menschen eine Perspektive in ihrer Heimat bieten. Ihr Guatemala grand cru ist ein Kaffee mit Mehrwert für die Kunden: Er unterstützt ein soziales Projekt – und der Kaffee schmeckt auch noch ausgezeichnet.
Eine Tüte unseres mittelkräftig gerösteten Guatemalas macht sich jetzt wieder auf den Heimweg: im Gepäck der Eheleute Cordts.