Leiwes
Rösten geht auch in der Eisenpfanne

Wir rösten wie anno dazumal

Ableger der Leiwes Kaffeerösterei auf dem Altstadtfest in Rheda

„Früher musste ich auch immer in der Küche den Schwengel drehen, wenn meine Mutter Bohnen geröstet hat.“ Versonnen schaut eine alte Dame auf die Eisenpfanne, aus der es raucht und dampft. 
Die Wiedenbrücker Kaffeerösterei Leiwes zeigte auf dem Altstadtfest in Rheda, wie anno dazumal Kaffee geröstet wurde. Viele ältere Besucher fühlten sich da an ihre Kindheit erinnert, als auf dem Herdfeuer oder Gasherd eine eiserne Pfanne mit Deckel und Rührwerk stand, damit die Hausfrauen daheim selber Kaffee herstellen konnten.

Leiwes
Mit Muskelkraft: Ohne Drehen brennt es an
Was auf dem Altstadtfest eine schöne Aktion war, hatte in den schlechten Zeiten einen ernsten Hintergrund: Geröstete Bohnen waren aufgrund der Kaffeesteuer (die es übrigens auch heute noch gibt) ein Luxusgut. Rohe Bohnen zu verarbeiten war günstiger; noch billiger wurde es, wenn man Ersatzstoffe in die Pfanne füllte: Aus Getreidekörnern oder Zichorienwurzeln ließ sich ein kaffeeähnliches Getränk herstellen, das natürlich einen entscheidenden Nachteil hatte – kein anregendes Koffein!

Darauf muss heute niemand mehr verzichten. Was bei Leiwes in die Pfanne kam, waren beste Arabica- und Robusta-Bohnen aus Indien und Brasilien. Der Rohstoff im Jutesack hat wenig Ähnlichkeit mit den bekannten braunen Bohnen aus der Tüte: grau-grün und steinhart kommt die Ware aus weitentfernten Ländern. Da staunten viele Schaulustige am Stand, die gerne einmal den Biss-Test machen wollten – im Hinblick auf die Zähne nicht so empfehlenswert.

 
Leiwes
Tilman und Hubert Leiwes haben alles im Griff
Wenn die Rohware dann in die Pfanne kommt, muss ständig gerührt werden. Andernfalls bekommen die Bohnen zu viel Hitze auf einer Seite und das Ergebnis ist nicht gleichmäßig. 
Da war der Einsatz von Tilman Leiwes gefragt, der, wie von den älteren Herrschaften beschrieben, die Aufgabe am Schwengel übernommen hatte.

15 bis 20 Minuten lässt Röstmeister Hubert Leiwes die Bohnen in der Pfanne, in der es bis zu 200 Grad heiß wird. Dann aber nichts wie raus, sonst werden sie zu dunkel. Schnell muss er für Kühlung sorgen. Was sonst in der Kaffeerösterei die Röstmaschine übernimmt, wird hier handwerklich gelöst: Die Bohnen gleiten in eine große Pfanne, mit einer Pappe wird Luft zugefächelt. Jetzt können die Besucher das Ergebnis auch gefahrlos mit den Zähnen knacken – oder in flüssiger Form als schöne Tasse Kaffee am Stand genießen.
Leiwes
Vom Museum in die Rösterei: Das alte Schätzchen
Da gab es nicht nur die frisch geröstete Sorte, sondern auch alle weiteren, die in der Kaffeerösterei am Ostring in Wiedenbrück angeboten werden. Die „Kollegin“ vom Weinstand gegenüber entdeckte eine schöne Parallele: „Beim Kaffee gibt es ja so viele Unterschiede wie beim Wein, je nach Pflanze und Anbaugebiet.“ Stimmt genau. 
Und ein älterer Herr freute sich, dass die alte Tradition des Röstens auf dem Fest zu sehen war. Das war nicht zuletzt dem Engagement des Heimatvereins Rheda und dem Leinewebermuseum zu verdanken, die die historischen Röstpfannen in den Beständen gefunden hatten. Da lag die Zusammenarbeit mit der heimischen Rösterei nahe. 
Und weil alles so gut gelaufen war, verschenkten die Heimatfreunde aus Rheda zum Ende des Festes die alte Röstpfanne - jetzt zu besichtigen in der Kaffeerösterei in Wiedenbrück.